FG Notfallversorgung

Kurzbeschreibung

Die Nutzungsstruktur von Notfallversorgungsstrukturen gilt zu Recht als Indikator für die Funktionalität eines gesamten Gesundheitssystems (Kellermann AL, Martinez R. The ER, 50 years on. N Engl J Med 2011; 364: 2278-2279). Während in Ländern mit unzulänglichem Versicherungsschutz Notaufnahmen eine wichtige Funktion für die Versorgung von Unversicherten und/oder einkommensarmen Patient:innen haben, weist in Deutschland die Überbeanspruchung der Notfallversorgung und teilweise Überfüllung der Notaufnahmen auf strukturelle Defizite bei der Ressourcenteilung und dem Nutzungsanreiz zwischen dem ambulanten und stationären Versorgungssektor sowie der Rettungsdienste hin. Über Motive, Umfang und Steuerungspotential der Notaufnahmepatient:innen mit weniger dringlichem Behandlungsbedarf wird seit langem geforscht und Studienergebnisse regelmäßig auf den Jahreskongressen der DNVF präsentiert. Seit einigen Jahren werden auch Versorgungsforschungsstudien zur Nutzungsstruktur der Rettungsdienste durchgeführt sowie Modellprojekte mit einer optimierten Versorgung erprobt und evaluiert. Die drei Ebenen der Notfallversorgung: niedergelassene Ärzt:innen, Notaufnahmen und Rettungsdienst sind dabei bis heute nur unzureichend miteinander verbunden und die jeweiligen Kompetenzen und Pflichten unzulänglich geregelt. Neben der Sektorentrennung zwischen der ambulanten und stationären Versorgung besteht die Besonderheit, dass die Sicherstellung des Rettungsdienstes nicht im SGB V, sondern über die Bundesländer geregelt ist. Umfassende Veränderungsvorschläge zur Optimierung der Notfallversorgung liegen seitens der Gesundheitspolitik vor, haben bisher jedoch noch nicht zu strukturellen Veränderungen geführt.

Ziele und Aufgaben

Ziel der Fachgruppe Notfallversorgung ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der Notfallversorgung aus der Perspektive der Versorgungsforschung zu leisten. Dazu soll die wissenschaftliche Expertise der Fachgruppenmitglieder genutzt werden, deren Forschungsaktivitäten und Kompetenzen die unterschiedlichen Versorgungsebenen der Notfallmedizin: Vertragsärzt:innen, Notaufnahmen der Krankenhäuser, Rettungsdienste abdecken. In einem engen Austausch sollen empirisch fundierte Lösungsansätze für Herausforderungen in der Versorgung erarbeitet und publiziert werden. Dazu werden auch die jeweiligen Verantwortlichkeiten, Finanzierungsstrukturen und die divergierenden Interessen der Akteur:innen des Gesundheitswesens untersucht, um Veränderungspotentiale und Widerstände zu identifizieren. Vor dem Hintergrund der angekündigten umfassenden Reform aller Ebenen der Notfallversorgung durch die Bundesgesundheitspolitik kann die Fachgruppe zu den einzelnen Schritten systematische Übersichtsarbeiten und Stellungnahmen erstellen und dadurch Impulse für den politischen Entscheidungsprozess geben. Die Erhöhung der Patient:innensicherheit durch bedarfsorientierte Steuerungsmechanismen kann dabei als Orientierungsrahmen eingesetzt werden.

Aktivitäten der AG
  • Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses aus der klinischen Versorgung: Erstellen von Empfehlungen, Bündeln von Angeboten der Mitgliedsinstitutionen
  • Systematische Evidenzübersichten zur Verbesserung der Notfallversorgung
  • Entwicklung evidenzbasierter Empfehlungen zu Forschungsbedarf und Umstrukturierung der Notfallversorgung
  • Interdisziplinäre Beratung von Versorgungsforschungsprojekten zur Notfallversorgung zur Verbesserung der methodischen Qualität
  • Treffen der Fachgruppe finden einmal pro Quartal statt; Untergruppen treffen sich häufiger
Ausblick
  • Durchführung eines systematisches Reviews zu Ersteinschätzungssystemen in Deutschland und international (Prof. Dr. Anna Slagman)
  • Entwicklung einer Handlungsempfehlung für Angehörige von Gesundheitsberufen zur Regulatorik bei Forschungsprojekten in der Notfallversorgung (Dr. David Häske)
  • Nachwuchsförderungen: Informationen über Angebote der Mitgliedsinstitute zur Nachwuchsförderung gebündelt zur Verfügung stellen
Interesse an der Mitarbeit?

Wir freuen uns über weitere interessierte Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen, die sich in die Arbeit der Fachgruppe einbringen oder sich austauschen möchten. Bei Interesse an der Mitarbeit können Sie die Geschäftsstelle oder Fachgruppensprecher:innen gern kontaktieren.

Sprecher:innen der AG